Wingolf Lehnemann:
Die Telgter Eule
Ein Markenzeichen kann man sie nennen, ein bekanntes und beliebtes Geschenk aus Telgte:
die Eule aus der Töpferei Schäfer, die seit Jahrzehnten aus dem Haus in der Grabenstraße hinausgeht bis in weit entfernte Städte, ja selbst ins Ausland gelangt.
Die Telgter Eule ist uns in doppeltem Sinne wichtig - nämlich als kleines, einfaches Musikinstrument und als keramisches Erzeugnis.
Die Telgter Eule ist eine sogenannte "Wasserpfeife", die mit Wasser gefüllt - einen gurgelnden Ton abgibt, ohne Wasser einen hellen Pfiff. Durch geschicktes Blasen kann der Ton so variiert werden, dass er sogar einem Vogelgezwitscher ähnelt. Das eigentliche Blasinstrument ist eine Wasserpfeife (so nach ihrer äußeren Form benannt), die in die Wandung des Gefäßes eingesetzt ist.
Gefäßpfeifen dieser Art sind natürlich nur einfache Instrumente.
Doch gibt es unter den Tonflöten auch solche, die richtige Musikinstrumente sind, zum Beispiel die Okarina oder - bescheidener - die Flöten mit einem Griffloch, die den Kuckuck-Ruf zulassen.
 Es gibt von solchen Pfeifen und Flöten eine Fülle mit besonderer landschaftlicher oder sogar örtlicher Ausprägung. So wurde von den Friedrichsdorfer Töpfern ein Vögelchen hergestellt, mit dem der Kuckuck nachgeahmt wird. Die Ochtruper Töpfer drehen heute wie schon vor Jahrhunderten eine Gefäßpfeife, die als Nachtigall bezeichnet wird. Die Telgter Eule hat den Namen von ihrer Form, die die auffälligen Merkmale von Uhu oder Waldohreule zeigt.
Der Töpfer dreht die Eule wie ein kleines Gefäß. Ihr typisches Aussehen erhält sie erst, wenn der Ton angetrocknet ist. Dann garniert der Töpfer die „Ohren", „Schnabel" und „Augen" an. Die eigentliche Pfeife wird durch ein Loch, das der Töpfer in die Gefäßwandung geschnitten hat, geschoben und an den Ansatzstellen sorgfältig verstrichen. Im Regal trocknet die Eule gänzlich aus, wird dann in den Brennofen gesetzt und bei etwa 950° C gebrannt. Der Töpfer setzt die Eulen in die Zwischenräume oder er stellt sie in andere Gefäße, um so den Ofenraum gut auszunutzen.
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